Die Schleusenschiffer in Rapperswil

Schleusenschiffer Ahoi!



Text Stefano Butti, Bilder Res Diem/Stefano Butti

Für einmal zwängten sich die sonst eher an schwereres Geschütz gewöhnten Schleusenschiffer der Regio-Gruppe Zürich auf unsere kleinen heimischen Dampfboote. Im Hafen von Rapperswil fand der Regio-Anlass auf dem MS Rosenstadt und den historischen Fahrzeugen DS Geordie, DS Minette und MS San Martino statt.

Jeweils im Herbst, wenn die Tage wieder kürzer werden und die Schleusenschiffer von ihren ausgedehnten Reisen langsam aber kontinuierlich wieder in ihre Heimathäfen zurückkehren, folgen die ersten Winteranlässe der regionalen Gruppen des Schweizerischen Schleusenschiffer Clubs. Die Regiogruppe Zürich traf sich am 12. Oktober 2013 in Rapperwil zum ersten Apéro der Wintersaison, angereichert mit einem nautischen Kurzausflug. Auf dem MS Rosenstadt verwöhnte uns die Hensa Schifffahrt mit Mini-Sandwiches für den kleinen Hunger und regionalen Weinen für einen feuchten Gaumen. Das war auch nötig, sollten doch die anwesenden Mitglieder in Kürze Feuer im Kessel machen, auf den kleinen Dampfern „Gerodie“ und „Minette“ für die Antriebsenergie, auf dem „San Martino“ lediglich im Stubenofen für die Gemütlichkeit. Trotz schönstem Sonnenschein waren die Temperaturen mittlerweile nämlich nicht mehr sommerlich, die Bise sorgte für kalte, klare Luft, es war ein prachtvoller Herbsttag.

Die drei 100-Jährigen
Vor dem Einsteigen wurden von Präsident Res Diem erst die Eigner und von diesen kurz ihre Schiffe vorgestellt: Das Jüngste war die „San Martino“ mit Baujahr 1909 erst knapp über hundert und mit Dieselmotor angetrieben. Das Schiff kam schon in der halben Schweiz herum, in Hamburg gebaut, an den Bodensee ausgeliefert, im Tessin eine erste Heimat gefunden, auf dem Rhein Flusswasser gespürt und schliesslich seit mittlerweile 24 Jahren auf dem Zürichsee zu Hause ist die San Martino mit ihren 14 Metern Länge das grösste anwesende Oldtimer-Boot.

Die „Geordie“ wurde auf dieser Homepage auch schon vorgestellt. Von Irland durch Werner Rutz in die Schweiz gekommen ist diese Dampfyacht mit Baujahr 1901 schon fast aus dem vorletzten Jahrhundert. Auch DS „Geordie“ war schon auf verschiedensten Gewässern unterwegs, spannend für die Schleusenschiffer waren natürlich vor allem Werners Ausführungen betreffend dem Ausflug nach Frankreich, in die Saone und auf die französischen Kanäle.

Definitiv aus dem 19. Jahrhundert ist die kleine „Minette“ von Heini und Mäggi Raufer. Das kleinste anwesende Boot mit Baujahr 1895 befindet sich noch immer im Originalzustand, ein einmaliges Schmuckstück. Als Bugzier verschönert Katze Minette den kleinen geraden Steven aus Eiche, in der Feuerbüchse knistert das brennende Tannenholz. Nostalgie pur. Abenteuer pur. Gemütlichkeit pur.

Los geht’s!
Endlich hiess es Einsteigen und Platz nehmen zur kleinen Zürichsee-Rundfahrt. Als wäre die Teilnehmerzahl abgesprochen gewesen, bis auf den letzten Platz sind die drei Schiffe besetzt, die kleine „Minette“ liegt sogar so tief im Wasser, dass dieses bei voller Fahrt bereits kurzfristig auf das Achterdeck schwappt. Die Rundfahrt dauerte ein gute halbe Stunde und alle Gesichter strahlten mit dem polierten Messing der Schiffe und der Sonne am Himmel um die Wette. Nach dem erneuten Anlegen und dem Ausklang auf der „Rosenstadt“, fand der definitive „Sundowner“ im nicht allzu fernen Nautic-Pub statt, bevor jeder für sich, langsam den Heimweg in Angriff nahm.

Alle waren sich einig, es war ein gelungener Anlass! Sonne, etwas Wind, ein gemütlicher Apéro am „Kaminfeuer“, schöne Schiffe mit Dampf, altem Eisen und viel Holz. Traumhaftes Wetter, gute Stimmung. Vielleicht wird sogar manch weitgereister Schleusenschiffer still für sich gedacht haben: Schön! Auch auf dem heimischen Gewässer scheint noch immer alles in Ordnung zu sein, sogar ohne uns alte Hasen! Schlichtweg wunderbar!