Vierwaldstättersee - ganz exklusiv - Oktober 2016

Text Stefano Butti, Bilder Carmen Wili, Stefano Butti

Unser Freund und Oldtimer-Liebhaber Roger Schilter beschenkte uns mit einem wundervollen Tag auf seiner luxuriösen Yacht Meggenhorn. Wir fühlten uns wie die Schlossbesitzer vor hundert Jahren. Ein ganz exklusives Erlebnis.

Schloss und Schiff
Es ist ein idyllisches Plätzchen das Meggenhorn, der Spickel Land zwischen Küssnachtersee und Luzerner Becken mit Blick über den Chrütztrichter hin zum Bürgenstock. Tja, hier hat jede Ecke einen anderen Namen, wie jedes Tal in unserem Land. Wir befinden uns im Herzen der Schweiz, am Vierwaldstättersee. Und was für ein epochales Herz wir hier vorfinden: Zuerst ein Spaziergang durch den wundervollen Schlosspark, vorbei am alten Gemäuer mit Kapelle und herrlichster Aussicht, dann vorbei am Bauernhof bis hinunter zum See. Ein waschechter Herrschaftssitz, erstmals erwähnt im 13 Jahrhundert und von einem Industriemagnaten aus Mühlhouse um 1870 in seine heutige Form gebracht, gehört das Zauberschloss heute der Gemeinde Meggen und ist öffentlich zugänglich. Zu einem Herrschaftssitz gehört natürlich auch ein herrschaftliches Wasserfahrzeug. Zuerst begrüssen wir aber den Besitzer der stolzen Schlossyacht. Roger Schilter ist wie wir auch Mitglied im Oldtimer Boot Club Zürichsee und ein richtiger „Selfmade-Man“ und exzellenter Handwerker. Aus der Motoryacht „Meggenhorn“, die sich vor Jahren bereits einmal im Familienbesitz von Roger befand (das Schiff gehörte einst seinem Onkel), hat er in 7 Jahren ein absolutes Prunkstück erschaffen. Halbverfault war das Boot als es Roger gekauft hat, ein trauriger Anblick. Heute strahlt es wieder mit der Sonne um die Wette; und mit seinem Besitzer natürlich der auch über beide Backen strahlt! Zuerst besichtigen wir aber das separate Büro mit Lagerraum und geniessen einen ersten Apéro mit Blick auf den See hinaus. Danach wird die MS Meggenhorn besichtigt. Es ist schlichtweg unglaublich, was der gelernte Schreiner Roger in den vergangenen 7 Jahren mit riesigem Enthusiasmus an diesem Boot geleistet hat. Spanten und Planken wurden ersetzt, ein neuer Motor eingebaut, jedes Detail perfekt restauriert oder neu angefertigt, eine neue Schraubenwelle eingebaut, neue Ledersitze angefertigt, Kabel und Leitungen verlegt und natürlich Lackschicht um Lackschicht aufgetragen. Eine absolut perfekte Bootsbauerarbeit besichtigen wir hier im Bootshaus des Schlosses Meggenhorn, jedes noch so edle Möbelstück zieht unweigerlich den Kürzeren! Ein Stück Geschichte der Vierwaldstättersee-Schifffahrt ist wieder nach Hause zurückgekehrt. In einmalig perfektem Zustand. Zurück in das Bootshaus, das einst eigens für dieses Schiff gebaut wurde. Dank Roger hat sich der Kreis für die stolze Meggenhorn nun wieder geschlossen.

Es geht los
Nun heisst es aber Maschine an, ein solches Prunkstück will erfahren werden! Langsam wird das Nautische Gerät aus 4 Tonnen Mahagonyholz behutsam ins Wasser gelassen. Auch der Kran hat Roger eigens für die „Meggenhorn“ anfertigen lassen. Herrlich wie das Kühlwasser des Motors im Auspuff blubbert, gekonnt wie unser Skipper die 12 Meter aus dem Bootshaus und dem kleinen Hafen hinausmanövriert. Schon bald fahren wir Vollgas. Die kleinen Wellen spritzen, durch den schnittigen Bug zerteilt, an Steuer- und Backbord entlang. Ansonsten ist der See spiegelglatt. Wir fliegen förmlich übers Wasser und nehmen Kurs auf die Riviera von Weggis. Hier hatte meine Grossmutter vor 30 Jahren ein Ferienhaus besessen, ein richtiger Herrschaftssitz genannt Junkerhaus. An das Schloss Meggenhorn kommt es allerdings bei weitem nicht heran, logischerweise. Jedenfalls passt die edle Holzyacht perfekt in die Gegend. Nun nehmen wir Kurs Richtung Hergiswil, und den ersten Apèro, also genauer gesagt den ersten auf diesem Schiff. Erneut beschleunigt Roger auf Wasserskigeschwindigkeit, die „Meggenhorn“ liegt sehr leicht auf dem Ruder, eine wahre Gentlemans-Sportsyacht. In Hergiswil angekommen treffen wir Skipper Ruedi Steiner an Bord seines ehemaligen Schleppers „Rolling Home“. Ruedi und sein Schiff sind ein Erlebnis für sich, wie auch Steffi seine Meerjungfrau und sozusagen die Chefin an Bord.

Ruedi und Steffi
Der kleine Schifffahrtsbetrieb von Ruedi und Steffi ist so etwas wie eine seelenvolle, bunte nautische Insel an den Gestaden des Zentralschweizer Gewässers. Schon der Eingang mit Gärtli, Anker- und Schiffspropellersammlung entzückt den Besucher dieser kleinen Traumwelt. Sogar die Enten fühlen sich hier wohl, Ruedi hat Ihnen ein gedecktes Nestchen hergerichtet. Neben der „Rolling Home“ wird auch das zweite Schiff des Steiner Schifffahrtsbetrieb besichtigt, der Nauen „Balz“ mit waschechter Piratenkabine und einer reichlich gefüllten Schiffsbar mit Rum, Whisky, Grappa und sonstigen Feuchtvitaminen aller Art. Jedenfalls stimmt Ruedi schon bald die ersten, und wohl schon hundertfach wiederholten, Seemannslieder an und die Gemütlichkeit scheint grenzenlos. Wir aber müssen nun langsam wieder zurück und verlassen das kleine Fest genau dann, wenn es am besten ist und festigen es damit in unseren Erinnerungen an einen wundervollen Tag am Vierwaldstättersee. Die „Meggenhorn“ bringt uns sicher nach Hause, zurück zum Schloss in den Schoss der lieblichen und mittlerweile dunkel gewordenen Natur. Herzlich verabschieden wir uns. Danke Roger, für diesen wundervollen Tag, wir kommen wieder! Durch die dunkle Nacht leuchten vereinzelt Sterne, einer davon ist das Schloss Meggenhorn stellen wir auf dem dunklen Waldweg fest, es leuchtet von weit oben, nun sogar noch ein bisschen heller, Kunststück, mit so einem Schiff zu seinen Füssen!