Der romantische Rhein
Sommer 2017
Koblenz und die Loreley
Text und Bilder Stefano Butti
Die Rheinstrecke zwischen Bingen und Koblenz wird von Touristen aus aller Welt besucht. Doch nicht nur die Burgen und Schlösser oder die vielbesungene Loreley sind eine Reise wert. Auch nautisch hat diese Strecke einiges zu bieten.
Koblenz als Ausgangspunkt ist schnell erreicht
Ab der Schweiz wird das Mittelrheintal mehrmals täglich bedient. Auch mit dem Auto ist die Reise nicht allzu weit, zudem kann diese schöne Gegend so auch noch vom Ufer aus intensiv besichtigt werden. Es wimmelt hier von romantischen Herbergen oder luxuriösen Hotels und auch die Nebenflüsse des Rheins wie Mosel, Lahn oder Nahe haben einiges an romantischen Ecken zu bieten. Die ganze Gegend ist auch mit dem Fahrrad oder auf Schusters Leisten entdeckenswert, mehrere „Burgenwege“ locken um die Gunst des Wanderers. Ich entscheide mich aber für den ÖV, besteige den Zug in Zürich mit Abfahrt um 11.00 Uhr, angeschrieben ist er mit Hamburg Altona, und bin um Punkt 16.11 Uhr in Koblenz am Zusammenfluss von Rhein und Mosel. Nicht ganz freiwillig ehrlich gesagt, mein Schiff San Martino liegt hier im Hafen. Auf unserer gemeinsamen Reise den Rhein hinunter und durch Mitteleuropa haben wir hier in Koblenz eine Pause eingelegt. Allein die Stadt Koblenz ist bereits eine Reise wert. Eine malerische Altstadt und natürlich die Rheinpromenade mit Deutschem Eck und Seilbahn zur Festung Ehrenbreitstein liegen direkt neben den Anlegestellen der Fahrgastschiffe.
Radschiff „Goethe“
Mehrere Reedereien werben hier am Rhein um Kunden. Das mittlere Rheintal ist weltberühmt und als Unesco-Weltkulturerbe aufgeführt. Die Touristen aus China oder Amerika kennen die Loreley, den weltbekannten Felsen gegenüber des kleinen Städtchens St. Goar. Das Radschiff Goethe kennen allerdings die wenigsten, obwohl es von den Touristen sicherlich gleich oft fotografisch festgehalten wird wie der berühmte Felsen. Leider fährt die Goethe seit 2007 nicht mehr mit Dampf. Die Räder werden heute mit einem dieselhydraulischen Antrieb in Rotation versetzt, treiben das Schiff aber nach wie vor ausschliesslich an. Zur Manöverhilfe verfügt das Schiff aber trotzdem noch über ein Querstrahlruder am Bug welches auch regelmässig benötigt wird, die Strömung ist stark und der Verkehr dicht. Zudem verkehrt die Goethe nach Fahrplan. Glücklicherweise wurde beim Einbau des neuen Maschinensatzes auch gleich ein kleiner Dampfkessel eingebaut, extra für die Dampfpfeife welche das Schiff wenigstens äusserlich noch als Dampfschiff erscheinen lässt. Für eine Erkundung des Mittelrheintales wird die Goethe am einfachsten direkt in Koblenz bestiegen. Um 09.00 Uhr geht es los, im Sommerhalbjahr täglich.
Loreley und Binger Loch
In den grosszügigen Salons lässt sich gemütlich speisen während die Landschaft vorbeizieht und die Goethe ihren Zielhafen Rüdesheim zu Berg erkämpft. Es ist eine grandiose Landschaft die an einem vorüberzieht. Burgen und Schlösser, sanfte Hügel, steile Felsen, heimelige Dörfer und natürlich die weltbekannten Sehenswürdigkeiten, allen voran die Loreley, der steile Felsen am rechten Rheinufer. Der Fahrgast merkt nichts von dem schwierigen Fahrwasser durch das sich das Schiff kämpft. Die Strömung beträgt hier gute 10 Kmh oder sogar noch mehr und beidseitig des Fahrwasser lauern Felsenspitzen unter Wasser. Manchmal ragen diese auch leicht über die Wasserfläche und tauchen mitunter auch mitten im Fahrwasser auf wie beispielsweise der „Geissenrücken“ oder die bekannten „7 Jungfrauen“ oberhalb der Loreley. Auf einem dieser Felsenriffe wurde sogar eine Burg errichtet. Vor dem schmucken Dörfchen Kaub befindet sich auf einer Felseninsel mitten im Rhein die Burg Pfalzgrafenstein. Eine weitere Untiefe bzw. sogar eine richtige natürliche Staumauer befindet sich bei Bingen. Eine Felsbarriere unter Wasser durch welche erst im 17. Jahrhundert eine Bresche gesprengt werden konnte, das Binger Loch. Heute stellt das Binger Loch allerdings kein wesentliches Schifffahrtshindernis mehr dar, wurde doch im letzten Jahrhundert ein neues Fahrwasser geschaffen und zwischen 1966 und 1974 auf die heutigen 120 Meter Breite ausgebaut. Nichtsdestotrotz ist es natürlich nach wie vor ein phänomenales Gefühl diese Stelle zu passieren, mit einer weiteren Insel mitten im Rhein, geschmückt mit dem bekannten Mäuseturm. Überhaupt hat jede Ecke dieses Gebiets seine Sagen und Geschichten. In jeder Eskalationsstufe, von zart bis hart könnte man fast sagen, von romantisch bis schauderhaft. Wir geniessen aber einfach die Fahrt auf dem Dampfer durch dieses wunderbare, romantische Rheintal, steigen in Bacharach aus, verkosten den vorzüglichem Wein und geniessen die deutsche Gastfreundschaft, die übrigens um einiges besser ist als ihr Ruf, ja um sehr, sehr viel besser!
Schlösser als Hotels, Burgen zum erwandern
Auch die Übernachtungsmöglichkeiten sind zahlreich. Auf jedem zweiten Schloss befindet sich ein Hotel oder eine Jugendherberge in verschiedenen Preisklassen. Auch die Gastronomie am Ufer bietet einiges. Vom einfachen Flammkuchen bis zum mehrgängigen Menü findet man in jedem zweiten Dorf Gaststuben in jeder gewünschten Preisklasse. Das Rheintal bietet sich auch zum Wandern sehr gut an. Ein Extra angefertigter Burgenweg eröffnet spektakuläre Blicke hinunter auf den Rhein und die Schifffahrt oder gleich gegenüber der Loreley geniesst man auf einem Zeltplatz einen spektakulären Blick auf den Verkehr an dieser Engstelle. Da der vielen Kurven wegen weder die Sicht genügend ist noch die Reichweite des Sprechfunks von Schiff zu Schiff reicht, wurde eine „Gebirgswarschau“ eingerichtet. Es handelt sich dabei um eine Lichtsignal-Anlage für Schiffe. Diese wird von der Revierzentrale in Oberwesel überwacht und geschaltet und zeigt der Bergfahrt jeweils die Anzahl und Grösse des entgegen kommenden Talfahrers an. Der starken Strömung wegen hat nur die Bergfahrt die Möglichkeit zu warten. Gefahrlos ist der Rhein also auch in der heutigen Zeit noch lange nicht. Auf jeden Fall aber eine Reise wert; eine Genussreise für alle Sinne
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